"Im 18. Jahrhundert führte die „Grand Tour“ junge Adelige aus dem Norden Europas an die Küsten des Mittelmeers. So vervollständigten sie ihre Bildung und ihr Wissen in den Geisteswissenschaften. Deutlich bescheidener fällt unsere „Grand Tour“ aus: sie streift durch die europäische Fantasie und lädt ihre Leser zu Reisen ein, indem sie an Bord eines utopischen Trans-Europa-Expresses gehen – Züge kommen wieder in Mode, heißt es. Die „Grand Tour“ erzählt von Schicksalen, Städten und Landschaften. Sie untersucht das aktuelle Europa. Dabei führt die Reise oft in der Zeit zurück, denn wir sind ein alter Kontinent. Sie präsentiert einen nie dagewesenen Überblick über die zeitgenössische europäische Literatur, ein Selbstporträt Europas, gezeichnet durch seine Schriftsteller, die zu den besten des Kontinents gehören." Olivier Guez
Anlässlich der französischen EU-Ratspräsidentschaft hat Olivier Guez siebenundzwanzig Schriftsteller, jeweils einen pro Mitgliedsstaat, gebeten, über bedeutende Orte der europäischen Geschichte und Kultur zu schreiben. In den bisher unveröffentlichten Erzählungen und Kurzgeschichten, die diesen außergewöhnlichen Sammelband bilden, vermischen sich Erinnerungen, Blickwinkel und Stimmungen eines Europas aus Fleisch und Blut. Skizziert wird dadurch eine berührende Karte des europäischen Geistes am Anfang der 2020er Jahre.
Die Diskussion wird sich, ausgehend von den Texten von Olivier Guez, Daniel Kehlmann und Jean Portante, ausweiten auf Themen wie die europäische Literatur und die heutige Stellung von Kultur in Europa im Allgemeinen. Während der Veranstaltung wird ein kurzes Video des Autors Norman Manea gezeigt, der den romänischen Beitrag zu dem Buch geschrieben hat. In dem Video spricht er über seine Novelle, die in der Region Bukowina an der Grenze zur Ukraine spielt.
Das Projekt wird im Rahmen der französischen EU-Ratspräsidentschaft 2022 gefördert. Darüber hinaus wird es durch Zuwendungen des Centre National du Livre, des Kulturministeriums sowie des Ministeriums für auswärtige und europäische Angelegenheiten unterstützt.
Olivier Guez, geboren 1974 in Straßburg, ist Autor und Journalist. Sein Roman „Das Verschwinden des Josef Mengele“ wurde zum internationalen Bestseller und 2017 mit dem Preis Renaudot prämiert. Auch in Deutschland stand der Roman viele Wochen auf der Spiegel-Bestseller-Liste. Zuletzt erschien auf Deutsch „Koskas und die Wirren der Liebe“ (Aufbau, 2020).
Daniel Kehlmann wurde 1975 in München geboren und erhielt für seine Werke zahlreiche bedeutende Preise. Der Roman „Die Vermessung der Welt“ gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Romane der Nachkriegszeit
Jean Portante wurde 1950 als Kind italienischer Eltern in Differdange geboren. Er ist Schriftsteller und Übersetzer. Sein Werk umfasst etwa vierzig Bücher, darunter Poesie, Romane, Essays und Theaterstücke.
Norman Manea ist ein Schriftsteller aus dem Nordosten Rumäniens. Er ist Autor vielzähliger Romane, Novelle und Essays. Manea wurde mit zahlreichen Preisen und Literaturstipendien ausgezeichnet und erhielt unter anderem 2011 den Nelly -Sachs-Preis.
Nathalie Jacoby ist seit 2020 Direktorin des Centre national de littérature (CNL).
Die Veranstaltung wird im Rahmen der französischen EU-Ratspräsidentschaft 2022 organisiert.
Unterstützung: nëimenster